An Trockenware darf’s noch etwas mehr sein

Adventskalender reverse beschert großartiges Ergebnisgespendet werden sollte jedoch übers ganze Jahr.

Helga El-Kothany

Mit einhundert ausgegebenen Kisten hat 2019 die Aktion „Adventskalender reverse“, des umgekehrten Adventskalenders der Katholischen Kirche im Zabergäu, begonnen. Dieses Jahr sind es 250 grüne Klappboxen der Heilbronner Tafel, die sich spendenwillige Bürger sowohl von den katholischen wie auch evangelischen Kirchen abholen und gefüllt mit mindestens 24 Artikeln am 23. Dezember im katholischen Gemeindehaus in Brackenheim abgeben.
Am späten Nachmittag vor Heiligabend nehmen Anna-Sophie Tränkle und Madita Haas eine Kiste nach der anderen entgegen, kontrollieren, stapeln. Am Ende sind es mindestens 6000 Artikel, die am 28. Dezember von Mitarbeitern des Heilbronner Zentrallagers abgeholt werden.
Ein großartiges Ergebnis einer großartigen Aktion, das nicht nur Pfarrer Oliver Westerhold freut, sondern auch Rita Fleisch, Ansprechpartnerin bei der Diakonie für die Tafelläden. In den fünf Jahren, in denen sie dort tätig ist, habe sich viel verändert, zuletzt durch den Ukraine-Krieg und dadurch rund 50 Prozent mehr Bedürftige, die nun auf die Tafel angewiesen seien. Und noch etwas sei neu: „Es rufen auch Berufstätige an, denen das Geld nicht mehr reicht und die bei uns einkaufen möchten.“
Durch die ukrainischen Kunden mit anderen Essgewohnheiten als die der Geflüchteten aus dem Nahen Osten habe sich auch das Einkaufsverhalten geändert. „Westliche Ladenhüter“ fänden jetzt den Weg in die Kochtöpfe.
Was immer fehlt, sind Trockenwaren wie Reis und Nudeln, auch der teurere Kaffee, Waschmittel und Hygieneartikel.
Kirchengemeinderätin Viola Haas hat in diesem Jahr eine anfängliche Zurückhaltung bei den Spendern bemerkt. „Viele warten zuerst einmal ihre Nebenkostenabrechnung ab.“ Verständlicherweise.
Kommen einem 6000 Artikel zuerst einmal sehr viel vor, vor allem beim Blick auf die gestapelten Kisten im Gemeindehaus, so verschwinden sie doch rasch in dem riesigen Lager der Tafel, von wo aus die Tafelläden in Heilbronn, Eppingen, Neckarsulm, Weinsberg und Bad Friedrichshall versorgt werden. 13 weitere Orte im gesamten Landkreis werden von den Tafelmobilen angefahren.
Wichtig ist Oliver Westerhold, daran zu denken, dass Spenden das ganze Jahr über gebraucht werden, die im Zabergäu in allen Kirchen abgegeben werden können – was eine Reihe Bürger auch tut. Einer davon ist Andreas Bachmann, der auch am 23. Dezember seine volle Kiste vorbeibringt und dem es ein wichtiges Anliegen ist, auf diese Weise zu helfen. Ebenso wie Senta Christ: „Ich unterstütze das immer gerne.“ Sie arbeitet in einer Drogerie und weiß, welche Artikel die Tafel benötigt und verkaufen darf. Im Advent hat sie ihre Kollegen gebeten, auch etwas zu spenden. „Und so haben wir eine schöne Kiste zusammengekriegt.“
Tägliche Belieferer der Tafel sind viele Supermärkte in der Region. Aber durch die Abgabe von Tüten zur – wichtigen – Rettung von Lebensmitteln kommt jetzt weniger an.
„Ich hoffe, dass die katholische Kirche noch ein paar Jahre mit der Adventskalenderaktion weitermacht“, sagt Rita Fleisch, „da wissen wir, dass es tolle Ware ist.“