
Statement zu sexualisierter Gewalt und Vertuschung in der Kirche
Die Kirchenaustritte steigen. Sie steigen seit einem Jahrzehnt. Seit den ersten aufgedeckten Missbrauchsfällen macht die Kirche mit immer neuen Schreckensmeldungen Schlagzeilen. Unzählige Fälle von sexualisierter Gewalt. Unvorstellbares Leid. Missbrauchende und vertuschende Geistliche. Vom System und ihrer Macht geschützt.
Wir, die Initiativgruppe „Aufbruch im Zabergäu“ und die Verantwortungsträger*innen der Kirchengemeinde St. Michael, verstehen, dass immer mehr Katholik*innen darauf mit ihrem Kirchenaustritt antworten. Auch wir fragen uns, ob und wie unsere eigene Mitgliedschaft noch verantwortbar ist. Kein Kirchenaustritt ist uns gleichgültig. Und zugleich sind wir selbst oft hilflos und frustriert. Sind selbst wütend, entsetzt und enttäuscht über die Gewalttaten und deren Vertuschung sowie über den fehlenden Willen zu Aufklärung und Veränderung.
Wir verstehen Kirche als eine, die an der Seite der Ohnmächtigen, Diskriminierten, Verletzten und Missbrauchten steht. Umso mehr beschämt es uns, wenn in dieser, unserer Kirche der Schutz von Tätern und Institution Vorrang hat vor dem Leid der Betroffenen.
Zugleich wissen wir, dass sexualisierte Gewalt und ihre Vertuschung keine Phänomene der Vergangenheit und Ferne sind, sondern sich auch bei uns vor Ort ereignet haben können. Wir befürchten, dass Fälle von Gewalt und Machtmissbrauch bis heute unaufgedeckt sind und wissen um die Möglichkeit, dass dies auch auf unsere Kirchengemeinde zutreffen kann. Daher sehen wir uns in der Verantwortung, das uns Mögliche zu tun, um vergangenes Leid und Unrecht aufzuarbeiten, Betroffene wahr- und ernst- zunehmen und dafür zu sorgen, dass Gewalt und Machtmissbrauch jeglicher Form, keinen Platz haben.
Kein Kind oder Jugendlicher kann sich allein vor Gefahren, Grenzverletzungen oder sexualisierter Gewalt schützen. Es sind wir, die Erwachsenen, die für den Schutz von Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind. Deshalb gibt es in unserer Kirchengemeinde seit 2017 ein institutionelles Schutzkonzept. Dieses dient der Prävention von Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt. Mittels Schulungen, einem Verhaltenskodex und der Einsichtnahme in erweiterte Führungszeugnisse schaffen wir sichere und geschützte Räume für Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene. Zugleich sind in unserer Kirchengemeinde klare Beschwerde- und Verfahrenswege benannt, die im Verdachtsfall genutzt werden können und greifen. Das Schutzkonzept und alle zugehörigen Informationen finden sich auf unserer Homepage unter kath-kirche-zabergaeu.de.
Wir möchten Betroffene und Zeug*innen sexualisierter Gewalt, ausdrücklich dazu aufrufen, diese Beschwerdewege im Bedarfsfall wahrzunehmen, auch wenn die Fälle weit in der Vergangenheit liegen sollten. Darüber hinaus können sich Betroffene oder Zeug*innen direkt bei der Kommission Sexueller Missbrauch melden, sofern sich Beschwerde oder Verdacht gegen Angestellte der Diözese Rottenburg-Stuttgart richten.
Ansprechpersonen der Kirchengemeinde St. Michael
Hauptberufliche Ansprechperson
Pastoralreferentin Claudia Weiler
Telefon: 07135 980731
Mail: Claudia.Weiler@drs.de
Vom Kirchengemeinderat berufene ehrenamtliche Ansprechperson
Antje Thämert
Telefon: 07135 308773
Mail: antje.thaemert@gmail.com
Unabhängige Ansprechperson der Kommission Sexueller Missbrauch
und in der Arbeit mit Betroffenen erfahrene Person
Theresia Ehrenfried
Telefon: 01 51 / 52 50 27 50
Mail: Theresa.Ehrenfried@ksm.drs.de
Informationen über sexualisierte Gewalt und Hilfsangebote
finden sich auf dem Hilfe-Portal des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs:
www.hilfe-portal-missbrauch.de
Telefon: 0800 22 55 530
anonym und kostenfrei
Telefonzeiten:
Mo., Mi., Fr.: 9.00 bis 14.00 Uhr
Di., Do.: 15.00 bis 20.00 Uhr
Unterzeichner*innen
Viola Haas, Gewählte Vorsitzende der Kirchengemeinde St. Michael
Oliver Westerhold, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Michael
Claudia Weiler, Pastoralreferentin & Präventionsbeauftragte
Initiativgruppe „Aufbruch im Zabergäu“
Ursula Stellzig-Ullrich, Phelia Honecker, Verena Dieterle, Silvia Schmid
Das Statement zum Download
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