Nachahmung dringend erwünscht!
Überwältigende Spendenbereitschaft für die Tafel bei der 6. Runde des verdrehten Adventskalenders
„Das ist was ganz Besonderes für uns hier. Eine unglaubliche Spende. So einen Adventskalender macht sonst niemand.”
Marco Schönberger, Gesamtleiter der Tafel Heilbronner Land, der mit seinem Mitarbeiter Kay Neukamm am vorletzten Tag des vergangenen Jahres 250 gefüllte Kisten des „Adventskalenders reverse” abholt, die sich im Foyer des katholischen Gemeindezentrums Brackenheim stapeln, ist begeistert. „Für uns ist das von unschätzbarem Wert”, vor allem, da es zurzeit einen Rückgang von bis zu 60 Prozent bei Trockenwaren wie Nudeln und Mehl, aber auch bei Süßigkeiten gebe.
Bereits zum sechsten Mal hat die Katholische Kirche Zabergäu die „umgekehrte Adventskalenderaktion“ durchgeführt: täglich etwas in die Kisten hineinlegen, statt etwas herausnehmen. Beteiligt haben sich daran die evangelischen Kirchen Brackenheim/Dürrenzimmern, Meimsheim, Pfaffenhofen, Zaberfeld, Weiler, Michelbach und die evangelisch-methodistischen Kirchen Botenheim und Güglingen. „Und das mit überwältigendem Erfolg”, worüber sich auch Organisator Jürgen Hermle freut.
An der Aufmachung erkenne man die Professionalität, die Routine, die hinter der Aktion stecke, lobt Schönberger. Die schönen Banner an den Kisten und die Flyer verliehen ihr eine zusätzliche Wertigkeit.
Rund 6500 Haushalte unterstützt die Tafel Heilbronn unter der Trägerschaft der Diakonie mit vier stationären Läden und zwei Tafelmobilen. Ihre Mission: „Lebensmittel retten, Menschen helfen.” Allerdings reichen die „geretteten” Lebensmittel nicht aus, um den gestiegenen Bedarf zu decken. Seit KI die Bestellungen der Supermärkte optimiere und diese selbst Rettertüten verkauften, sei vor allem die Menge an haltbarer Ware stark zurückgegangen, sagt Schönberger. „Was gut ist für die Nachhaltigkeit, ist schlecht für die Tafel.” Bei Frischware sehe es dagegen besser aus.
Neun Tonnen täglich holt die Tafel aus 90 Filialen im Stadt- und Landkreis ab. Die Zusammenarbeit mit den Supermärkten läuft sehr gut.
Das Besondere an den Adventskisten sei der hohe Anteil an Hygiene- und Haushaltswaren, die man sonst kaum bekomme, so Schönberger.
Neunzig Prozent der Kunden haben einen Migrationshintergrund. „Die kochen noch selbst, gesund und günstig. Fertiggerichte finden bei ihnen kaum Absatz.“
Ein Großteil von Schönbergers Arbeit besteht heute aus der Akquise, weshalb er häufig Vorträge vor verschiedenen Gremien hält. Alle können mitmachen – Schulen, Kitas, Firmen, Gemeinden…. „Unsere Arbeit funktioniert hauptsächlich über Netzwerke.”
Geld darf die Tafel keines annehmen, nur Sachspenden.
In 36 Jahren Sozialarbeit hat der ehemalige Handwerksmeister viel Schönes erleben dürfen. „Man lernt so viele tolle Menschen kennen, die helfen.” Dankbar ist er für die 300 ehrenamtlichen Helfer bei der Tafel – und es dürften noch ein paar mehr werden.
Im Februar 2025 wird die Tafel Heilbronn 30 Jahre alt. Sie gehört zu den Gründertafeln nach dem Start in Berlin 1993.
Helga El-Kothany