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Claudia Weiler

Bergab ist nicht immer nur leicht

Claudia Weiler verabschiedet sich vom Michaelsberg und der Katholischen Gemeinde Zabergäu – neuer Wirkungsort ist Tübingen

Von Helga El-Kothany

Es ist zwar kein „verflixtes“ siebtes Jahr. Aber es ist ein markanter Einschnitt, wie Pastoralreferentin Claudia Weiler im sehr gut besuchten Gottesdienst am Sonntag in der Christus-König-Kirche Brackenheim erläutert. Nach sieben Jahren verlässt sie die Kirchengemeinde, in der sie vieles mitbewegt hat, das Jugendspirituelle Zentrum auf dem Michaelsberg, dessen geistliche Leitung sie bislang innehatte.
Bei der Verabschiedung im Katholischen Gemeindezentrum ist es vielen Mitarbeitern ein Bedürfnis, persönliche Dankesworte an sie zu richten und ihr alles Gute für die Zukunft zu wünschen. An der Katholischen Hochschule Tübingen wird sie als Seelsorgerin tätig sein, das Studentenwohnheim verwalten und auch Gottesdienste halten.

Eines der Abschiedsgeschenke ist ein Siebdruck eines Bildes von Isolde Schlösser, dessen Original in der St. Raphaelskirche in Cleebronn hängt. Ein Geschenk mit Symbolkraft. Es zeigt die beiden Erzengel Michael und Raphael: „Michael stärkt, Raphael heilt.“ In seinem Grußwort erwähnt Eberhard Binder vom dortigen Ortsausschuss die „gleichberechtigte katholische Kirche“, wofür er spontan Applaus erhält. Ein Applaus, der für die Haltung der Gemeinde im Zabergäu spricht und die für Claudia Weiler den Abschied erschwert.

„Loslassen ist nicht leicht nach sieben Jahren“, sagt sie sichtlich bewegt. Neben den entstandenen Freundschaften und ihrer vielfältigen Arbeit – Vorbereitung der Erstkommunion, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Mitarbeit im Familien-, Jugend- und Ortsausschuss, im Predigtdienst – ist es auch die Mitarbeit in der „Aufbruch“-Gruppe, die der jungen Pastoralreferentin wichtig ist. Die Gruppe macht sich für Reformen in der Kirche stark, vor allem im Hinblick auf Gleichberechtigung. Claudia Weiler war zudem die Hauptansprechperson für das erarbeitete Präventions-Schutzkonzept. Es reiche nicht, über die Missstände in der Kirche zu jammern. Man müsse mehr tun. „Wir nehmen das Thema ernst, damit so etwas nicht mehr passiert.“

Sie lobt die „total lebendige Gemeinde“, die Offenheit, Freundlichkeit und auch, dass Ehrenamtliche sich des schwierigen Themas annähmen, und zitiert eine Stelle aus einem Hochgebet: „Mache deine Kirche zu einem Ort der Wahrheit und Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens, damit die Menschen neue Hoffnung schöpfen.“ Daran solle man sich orientieren, gerade wenn es um Gerechtigkeit gehe. „Da sind wir aber noch nicht weit gekommen.“ Umso mehr schätzt sie, dass es hier gelungen sei, Kirche bis zu einem gewissen Grad anders zu leben.
Sie sei „frauenstärkend“, bescheinigen ihr einige Frauen, denen ihre Impulsgebung nun fehlen wird. Sie habe einen „unbestechlich guten Sensus für Menschen und Situationen“, so Pfarrer Oliver Westerhold. Mit großer Treffsicherheit und Sensibilität finde sie den richtigen Ton. Eine Seelsorgerin, die man nur ungern ziehen lasse.

Für sich und die Gemeinde hofft die Seelsorgerin, nicht stehen zu bleiben. „Dass wir mehr tun für das, wohin wir uns sehnen, und nicht immer nur das tun, was man schon immer tut.“

© 

Featured image: Katharina Gebauer/wunderlichundweigand

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